4 Women - 40 Instruments - The Recorder Quartet Flautando Köln

Licht und Finsternis: Von Himmelsglanz und Höllenfeuer

Von Himmelsglanz und Höllenfeuer
„Die Engelchen backen Weihnachtsplätzchen“, so erzählen wir es gerne unseren Kindern, wenn sich im Advent der Abendhimmel in leuchtenden Farben zeigt. Und tatsächlich ist eine der ersten Assoziationen beim Begriff Engel, die viele Menschen in unserem Kulturkreis haben, die des Behütenden und Beschützenden. Wir denken an niedliche, goldgelockte kleine Wesen, die im Himmel emsig für das Gute sorgen oder auch an den „Schutzengel“, der über unsere Schritte wacht.
Auch in der christlichen Ikonografie wird oft die Zartheit der Engel dargestellt. Wir finden sie hier auf zahlreichen Bildern der „Engelskonzerte“ als singende, Flöte und Harfe spielende Himmelswesen.
Tatsächlich spielen Engel nicht nur im christlichen Kulturkreis eine große Rolle. Auch im Islam oder dem Judentum sind Engel bei vielen wichtigen Ereignissen wie Tod, Geburt oder dem jüngsten Gericht dabei.
Luther verstand die Engel als Diener Gottes. Sie führten den Willen Gottes aus und wirkten an der Lenkung der Welt und im Leben jedes Menschen mit. "Die Engel sind uns ganz nah und schützen uns und Gottes Kreaturen in seinem Auftrag. Um uns schützen zu können, haben sie lange Arme, damit sie mit Leichtigkeit Satan verjagen können". (Martin Luther)
Engel sind also nicht nur zart und lieblich, sondern auch stark und kämpferisch. So stark, dass sie Satan verjagen können. Doch setzen sie ihre Stärke nicht mehr für das Gute ein, sondern werden stolz oder streben gar nach Gottgleichheit, so werden sie aus dem Himmel vertrieben. Vom Höllensturz ist dann die Rede, und der Weg ist nicht weit vom göttlichen Boten zum gefallenen Engel, der sich auf die dunkle Seite begibt, wie z.B. Luzifer, der „Berühmteste“ dieser abtrünnigen, gefallenen Engel.
In unserem Programm gehen wir der Faszination des Überirdischen und der ewigen Spannung zwischen Licht und Dunkelheit, Gut und Böse, mit Werken vom Mittelalter bis zum Barock nach. Wir kombinieren diese mit kleinen Ausflügen in die zeitgenössische Musik wie z.B. dem Stück „Vuur“ (Feuer) des belgischen Komponisten Pieter Campo, das für Renaissanceblockflöten komponiert wurde oder dem „Stamping Ground for Angels des Niederländers Willem Wander van Nieuwkerk.
Verbindend erklingt dazu ein Märchen des amerikanisch-libanesischen Dichters und Philosophen Khalil Gibran. Die Geschichte von Luzifer und dem Weisen erzählt auf poetische Weise von der Polarität von Gut und Böse, die die Welt erklärt und zusammenhält.
Als Gast haben wir den Harfenisten, Sänger, Blockflötisten und Märchenerzähler Holger Schäfer zu diesem Programm eingeladen, der nicht nur diese Geschichte erzählt und musikalisch illustriert, sondern uns auch bei einigen Musikstücken begleitet.
Im ersten Teil des Programms widmen wir uns dem Mythos des „Diabolus in Musica“, des Teufels in der Musik sowie Vertonungen in denen vom Kampf mit dem Bösen und den Versuchungen erzählt wird. Hier erklingen z.B. Kompositionen mit dem verpönten Tritonus von Machaut und Bach.
Orlando di Lasso vertont in seinem Motettenzyklus „Lectiones Hiob“, die biblische Geschichte Hiobs. Gott erlaubt Satan, Hiob all sein Hab und Gut und seine Familie zu nehmen um diesen in seiner Liebe zu ihm und seinem Gottvertrauen zu prüfen. Hiob verliert alles was ihm wichtig ist, steht aber fest zu Gott. Wir haben die Mottete „In te speravi Domine - Ich vertraue auf Dich Herr“, aus diesem Zyklus ausgewählt. Im Coro aus der Kantate BWV 19 „Es erhub sich ein Streit“ wird der geistliche Kampf des Erzengels Michael mit Satan musikalisch dargestellt.
Im weiteren Verlauf des Programms stellen wir verschiedene Aspekte der Engel in den Fokus: Verkünder und Überbringer wichtiger Botschaften und guter Nachrichten, und Tröster in ausweglos erscheinenden Situationen.
Den Sturz ins Höllenfeuer zeichnen wir musikalisch mit der bereits erwähnten Komposition „Vuur“ nach und beschließen das Konzert mit der minimalistischen Komposition Räume I.